Kriegsdienstverweigerung

März 1, 2003 - Lesezeit: 6 Minuten

... hiermit möchte ich den Kriegsdienst, unter Berufung auf das Grundrecht gemäß Art. 4 Abs.3 Satz 1 des Grundgesetzes verweigern. Ich kann mich aus Gewissensgründen an keinerlei Waffenanwendung oder Militärausbildung beteiligen.

Begründung

Gemäß dem Art. 4 Abs.3 Satz 1 des Grundgesetzes verweigere ich den Kriegsdienst an der Waffe. Ich möchte folgende Beweggründe dafür aufzeigen:
Seit meiner Kindheit haben meine Eltern fiir eine Erziehung unter der Maxime „ Bedenke immer deine Entscheidungen, lasse dein Gewissen über richtig und falsch entscheiden!" gesorgt. Diese, teilweise auch unausgesprochene Maxime ist, so denke ich, der wichtigste Teil eines jeden selbst, und somit gelangte ich zu meiner Entscheidung, denn Kriegsdienst zu verweigern.
Auf diese Art und Weise erkannte ich schon früh, welche große Verantwortung jeder einzelne in unserer Gesellschaft trägt. Jeder Mensch trägt seinen Anteil dazu bei. die Menschenwürde zu erhalten und die Gemeinschaft zu fordern. Ich bin davon überzeugt, dass man nur durch Ablehnung von Krieg, sowie jeglicher Kriegsvorbereitungen einen gemeinschaftlichen Frieden erreichen, erhalten und fordern kann. Dem Zufolge ist fiir mich jegliche Zusammenarbeit mit der Armee, aus reinen Gewissensgründen unmöglich.
Seit 1996 bin ich Mitglied im WSV -Alpine Ilmenau und seit 2001 ein Trainer des selbigen Vereines. Ich habe viele Erfahrungen im Umgang mit jungen Menschen gesammelt. Vor allem lernte ich, wie positiv sich ein friedlicher Umgang mit Problemen auswirkt und wie wichtig dies auch fiir die Mitglieder des Vereines ist. In jeder Situation mit diplomatischen und pädagogischen Mitteln zu verfahren hat mir gezeigt, dass man Konfliktlösungen jeder Zeit außermilitärisch regeln kann. Eine Problemlösungsfindung ,,mit den Fäusten " hat, wie ich in meinem schulischem Umfeld erlebt habe, immer ihre angestrebte Wirkung verfehlt. Diese Art und Weise fordert lediglich die Unterdrückung Schwächerer, sowie die Förderung von Aggressionen und Gewah. Ich stelle an diesem Punkt fest, dass ich nicht in der Lage bin, auf einen Befehl hin eine Problematik mit Gewalt zu lösen, da dies meinem Gewissen widersprechen würde. Ich bin zu dem der Auffassung, dass ich damit meine Glaubwürdigkeit in Frage stellen würde, weil jeder, mir nahestehende Mensch meine Auffassung zu dem Thema „Waffen und Gewalt kennt".
Durch den Verlust meiner Mutti habe ich feststellen müssen, wie wichtig ein Mensch ist, welche Bedeutung er/sie fiir viele Menschen und insbesondere fiir seine/ihre Familie hat und wie schwer es ist ohne ihn/sie auskommen zu müssen. Es ist eine große Lücke im Leben der Betroffenen, welche nie wieder durch andere Menschen ersetzt werden kann.
Zudem befinde ich mich seit dem Jahre 2000 in einer staatlichen Ausbildung zum
,,Medizinisch Technischen Radiologie Assistenten". In diesem Beruf sehe ich meine Erwartungen bestätigt, den momentanen Lebensstandart von Menschen mit Hilfe von Technik konstruktiv zu verbessern und Leben zu retten. In meiner Praktikumzeit habe ich oft sehen können wie wichtig Kinder, Geschwister, Ehern, Großeltern, Freunde und Bekannte fiir das Zusammenleben und Funktionieren einer Gemeinschaft sind. Am schlimmsten ist, für mich und alle Menschen dieser Welt der Verlust einer solchen Person! Wenn ich mir vorstelle, auf Befehl, aus einer solchen Gemeinschaft einen Menschen zu töten, wäre dies für mich nicht möglich! Auch wenn ich dafür juristisch nicht verantwortlich wäre - könnte ich diesen
„Schaden" nicht mit meinem Gewissen verantworten, weil mir die Tragweite eines solchen Verlustes für eine Gemeinschaft (aus eigener Erfahrung) bewusst ist!
Ich bin auch in einer solchen großen Gemeinschaft aufgewachsen und habe mich viel mit meinen Großeltern und anderen Leuten, welche den Krieg miterlebten, unterhalten. Sie erzählten mir wie schlimm sie es empfanden, von dem Militär unter Druck gesetzt zu werden. Dies hinterließ bei ihnen Narben am ganzen Körper und vor allem an ihren Seelen, welche sie ihr Leben lang mit sich tragen müssen. Auch werden sie nie das Gefühl vergessen können wie es ist, wenn Jagdbomber durch die Luft fliegen und man daran denkt, gleich sterben zu müssen. Aufgrund solcher Geschehnisse stelle ich mir immer wieder die Frage:,, Wer hat das Recht einen Menschen zu töten. Reicht dafür ein Befehl? Woher weiß ich ob, es die richtige Entscheidung ist?'' Ich bin der Meinung, dass niemand auf der Welt das Recht hat, das Leben eines anderen Menschen zu beenden. Auch ein anderer darf dies nicht für mich entscheiden, weil es für die Tötung jedes beliebigen Menschen meiner Meinung nach keinerlei Rechtfertigungen gibt!
Egal wo ich mir heute die Konfliktherde der Welt anschaue, so sehe ich zwei Hauptgründe für diese. Als Erstes entstehen Konflikte dort, wo zwei Gruppen unterschiedlicher Ideologien oder Religionen aufeinandertreffen. Diese Konflikte bestehen aber nicht erst seit gestern, meist wurden Hass und Unzufriedenheit schon Jahrhunderte lang geschürt, aufgrund der bestehenden gesellschaftlichen, religiösen und materiellen Unterschiede. Ein Krieg ist dann immer die Eskalation dieser Konflikte, eine Lösung ist er allerdings nie!
Zum Zweiten werden Kriege auch durch wirtschaftliche Interessen geprägt. Sie werden dann auf Kosten des Volkes geführt. Wirkliche Lösungen ergeben sich hieraus auch keine.
Viele Menschen scheinen dennoch zu glauben, dass Krieg die letzte Lösung sei, auch wenn es scheinbar nur Gewinner der Kriege gibt, sind doch alle Menschen Verlierer, denn selbst die vermeintlichen Gewinner haben große menschliche Verluste zu verzeichnen, indem beide Parteien versuchten den jeweils anderen (Gegner) zu unterdrücken. Somit sehe ich hier die Freiheit von jedem gefährdet eigene „freie Gewissensentscheidungen" zu treffen. Der Krieg mit Waffen führt ebenfalls soweit, dass er ein jedes Volk auch in den finanziellen Ruin treibt, sodass man auch daher auf eine diplomatische Konfliktlösung aussein sollte. Zum Wohle des Volkes sollte man meiner Meinung nach immer versuchen, einen Krieg zu vermeiden. Da für mich eine Armee Sinnbild für den Krieg ist, möchte ich den Kriegsdienst verweigern (wie bereits erwähnt, aufgrund der Unvereinbarkeit mit meinem Gewissen).

  • Antimilitärische Erziehung
  • Berufliche Gewissensverpflichtung
  • Sportliche Verpflichtung
  • Ethische Unzumutbarkeit einer Armee (eines Krieges und somit auch der Waffenführung)

... sehe ich mich außer Stande einen Menschen, unter der Legitimation eines Befehls zu töten und somit auch nicht in der Lage einen Grundwehrdienst zu absolvieren, weil ich mich damit in einen Gewissenskonflikt begeben würde, mit dem ich seelisch nicht zurecht kommen würde.
Menschen zu helfen steht für mich an erster und oberster Stelle.
Aus diesem Grund möchte ich sie bitten meinen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung zu bewilligen.

Steffen Lutz

MPE, MTAR, Sportler
Dipl.-Ing.Biomedizintechnik
M.Sc. Medizinische Physik
Stuttgart Ammerbuch Ilmenau
Tel: +49(0)176 626 72717

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